Dr. Jan Frederik Braun auf der en2x Green Fuels Import Konferenz in Berlin
Dr. Jan Frederik Braun, Leitung der Wasserstoff-Kooperationen (MENA-Region) im Fraunhofer CINES, hielt am 07. November einen Vortrag zum Thema »Vom Öl zum Wasserstoff: Wie gelingt die neue Energiepartnerschaft mit der Golfregion?« auf der Green Fuels Import Conference organisiert vom en2x Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V. in Berlin. Der Vortrag gibt einen Einblick in die oft unterschiedlichen Erwartungen und Ansätze zwischen Europa und der Golf-Region beim Aufbau einer gemeinsamen Wasserstoffwirtschaft und wie diese Ansichten miteinander verknüpft werden können.
Vor dem Hintergrund, dass die EU mit REPowerEU unter anderem ihre Energieversorgung diversifiziert, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu beenden, strebt die EU eine engere Zusammenarbeit mit den Golfstaaten an. Diese verfügen über die Ressourcen, um erneuerbare Energien und kohlenstoffarmen Wasserstoff sowie dessen Derivate zu produzieren. Angesichts der aktuellen geopolitischen und klimatischen Lage besteht nun ein zusätzlicher Anreiz, sich als zuverlässige Lieferanten von sauberen Energieimporten nach Europa zu positionieren.
Dr. Braun präsentierte einen Vergleich der Wasserstoff-Pfade in Europa und GCC (Golf-Kooperationsrat) nach einer Einführung in die begriffliche Klarheit der Wasserstoffwirtschaft. Die EU konzentriert sich auf die grüne Wasserstoffwirtschaft und die mittel- bis langfristige Beseitigung von CO2-Emissionen. Im Gegensatz dazu fokussiert die Golf-Region auf sauberen und kohlenstoffarmen Wasserstoff. Dr. Braun erläuterte anhand von Beispielen aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman die wichtigen Treiber und Wettbewerbspositionierungen der GCC. Die Golf-Region steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen bei der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft, darunter ein Mangel an Strategie und institutioneller Gestaltung, unzureichende Infrastruktur, geringe lokale Nachfrage nach sauberem Wasserstoff sowie fehlende Zertifizierung und Standards. Um die Golfstaaten von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien und die Möglichkeit zu schaffen, grünen Wasserstoff zu exportieren, wird eine beträchtliche Menge an erneuerbaren Energien benötigt. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die massive Menge an erneuerbaren Energien, die für den Export von grünem Wasserstoff benötigt wird, die primäre Notwendigkeit der Dekarbonisierung der lokalen Industrie und des Stromsektors beeinträchtigen könnte.
Um die Zusammenarbeit und eine ausgewogene Wasserstoffpartnerschaft zwischen der EU und GCC weiter voranzutreiben, ist es wichtig, die unterschiedlichen Erwartungen und Ansätze zu verstehen und gemeinsame Ziele zu definieren. In diesem Zusammenhang schlug Dr. Braun vor, dass Europa seine Definition von Wasserstoff auf der Grundlage seiner Emissionsintensität ändern sollte. Darüber hinaus sollte es ein harmonisiertes Zertifizierungssystem geben, das eine Lebenszyklusanalyse definiert und Emissionen aus der Vorkette und dem Transport berücksichtigt. Die EU sollte Know-how und Unterstützung aus den Important Projects of Common European Interest (IPCEI)-Ansatz anbieten, wie Saudi-Arabien und andere Golfstaaten von der Umsetzung von Projekten nach diesem Ansatz profitieren können. IPECI sind strategische Förderprojekte für die Umsetzung der Industriestrategie der EU. Der IPECI-Ansatz könnte als Instrument dienen, mit dem die Golfstaaten regionale Zentren für Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) und Wasserstoff-Hubs eingerichtet werden. Die EU sollte auch die Verknüpfung von dedizierten Wasserstoff-Pipeline-Projekten mit dem europäischen Wasserstoff-Backbone-Konzept prüfen. Schließlich sollte eine innovations- und forschungsbasierte Zusammenarbeit mit den Golfstaaten entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette von Produktion, Speicherung, Vertrieb und Verarbeitung aufgebaut werden.
Mehr Information zu der Konferenz finden Sie hier.